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Dienstag, Mai 15, 2007

NABU: "Letzte Berliner Rotmilane bedroht!"

NABU bedauert Genehmigung des Windrades an Pankower Standort
Pressemitteilung berlin.nabu.de

Wie heute bekannt wurde, hat der Berliner Senat seine ursprüngliche Ablehnung des Windrades am Standort Gewerbegebiet Nord in Pankow revidiert. Der NABU Berlin bedauert diesen Sinneswandel sehr. Während die Oberste Naturschutzbehörde die Genehmigung aus Gründen des Artenschutzes zunächst verweigerte, hat sich offenbar die Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz durchgesetzt. Der NABU weist jedoch weiter darauf hin, dass der Standort für das grundsätzlich begrüßenswerte Vorhaben ungeeignet ist, denn er befindet sich in der Nähe bedeutender Berliner Naturschutzgebiete. Insbesondere die Gefährdung der äußerst seltenen bzw. in Berlin vom Aussterben bedrohten Greifvogelarten Rotmilan und Seeadler wurde bei der Planung nicht bzw. zu spät berücksichtigt.

Schutzgebiete Tegeler Fließ und Karower Teiche betroffen

Der geplante Standort liegt genau zwischen den wertvollsten Feuchtgebieten Berlins in den Bezirken Pankow und Reinickendorf. Dabei handelt es sich u. a. um das Naturschutzgebiet Karower Teiche und das Tegeler Fließ, welches Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzes Natura 2000 und damit von internationaler Bedeutung ist. In diesem Bereich brüten, neben vielen anderen naturschutzrechtlich geschützten Arten, die letzten zwei Rotmilanpaare Berlins. Die Art ist in Berlin unmittelbar vom Aussterben bedroht. Auch Seeadler suchen diese Feuchtgebiete regelmäßig auf.

Grauenerregende Funde an Windrädern bei Milan und Seeadler besonders häufig

Seit 1999 sammelt die Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg deutschlandweit alle Nachweise von Vögeln und Fledermäusen, die durch Windkraftanlagen verletzt oder getötet wurden. Bis Februar 2007 wurden bundesweit 562 Vögel gefunden. Hierbei war der Rotmilan mit 81 Funden die mit Abstand häufigste betroffene Art. Auf Platz 3 steht mit 25 Funden bereits der Seeadler. Zu berücksichtigen ist weiterhin die hohe Dunkelziffer, denn Füchse und andere Beutegreifer tragen die verunglückten Tiere fort.
Die Befürworter des Standortes im Gewerbegebiet Pankow Nord führen an, dass es ein stark belastetes Gelände sei; die angrenzenden Autobahnen würden mehr Opfer unter Vögeln fordern als es das Windrad je könnte. Hierzu Dipl. Biol. Rainer Altenkamp, 2. Vorsitzender des NABU und Leiter der AG Greifvogelschutz in Berlin: "Für Rotmilan und Seeadler stellen Windkraftanlagen eine neue Gefährdung dar. Diese Arten sind durch den Straßenverkehr nicht gefährdet, da sie sich im Gegensatz zu anderen Greifvogelarten an Straßen kaum aufhalten."

NABU Berlin hält Verschärfung der Abstandskriterien für notwendig

In Brandenburg dürfen Windkraftanlagen einen Abstand von einem Kilometer zum nächsten bekannten Nest eines Rotmilans nicht unterschreiten. Rainer Altenkamp: "Nach neueren Untersuchungen suchen Rotmilane regelmäßig Nahrung bis in fünf Kilometern Entfernung zum Nest. Der in Brandenburg einzuhaltende Abstand ist also nicht ausreichend. Das Windrad, das in Pankow geplant ist, liegt weit innerhalb eines 5-km-Radius um die Nester der beiden Berliner Brutpaare und stellt damit ein erhebliches Risiko für die letzten Berliner Rotmilane dar."

Ausbau regenerativer Energiequellen grundsätzlich begrüßenswert

Angesichts des Klimawandels ist der Ausbau regenerativer Energiequellen unverzichtbar, auch die Windkraft muss hierbei eine wichtige Rolle spielen. Rainer Altenkamp: "Es ist jedoch auch hier Aufgabe eines Naturschutzverbandes, die einzelnen Energiequellen bezüglich ihrer Auswirkungen für den Natur- und Artenschutz kritisch zu beurteilen. Da Windkraftanlagen nachweislich eine Gefährdung für bestimmte Vogelarten darstellen, muss jeder geplante Standort hinsichtlich solcher Risiken bewertet werden. Im Ergebnis kann der NABU an diesem Standort eine solche Anlage nur ablehnen. Wir würden uns im übrigen einen offenen und konstruktiven Dialog zu diesem Thema mit den Windkraftbefürwortern und -betreibern und auch mit den Bündnisgrünen Berlins wünschen."
  • Windenergie-Forum
  • Dienstag, November 30, 2004

    Friedliche Koexistenz mit Vögeln möglich

    Pressemitteilung Bundesverband Windenergie

    Berlin, 30.11.2004– Einige Vogelschützer setzen Windräder mit Mordmaschinen gleich. Da wird von „geschredderten“ Vogelschwärmen berichtet, von blutigen Kadavern am Fuße der Windradtürme und vom Abwandern ganzer Arten. „Das Thema Vogelschutz und Windenergie ist emotional stark aufgeladen“, so Peter Ahmels, Präsident des Bundesverbands WindEnergie (BWE): „Doch wer mit Vogelkundlern spricht, erhält ein sehr differenziertes Bild der Problematik. Windenergie und Vogelschutz sind kein Widerspruch.“

    Dass Windkraftanlagen zur friedlichen Koexistenz mit Vögeln fähig sind, belegen etwa Beobachtungen in Niedersachsen, über die der Deutsche Naturschutzring berichtet: Im Wybelsumer Polder westlich von Emden wurde 1999/2000 ein Windpark mit 44 Windenergieanlagen errichtet. Heute zählt man dort mehr Vögel als früher: Von den 21 regelmäßig vorkommenden Gastvogelarten kommen nur drei Arten in geringeren Beständen vor. Die Bestände von acht Arten blieben gleich. Und zehn Arten haben sich deutlich vermehrt.

    Vogeltod durch Windkraft kommt hierzulande vergleichsweise selten vor: Der BUND rechnet mit durchschnittlich 0,5 toten Vögeln pro Anlage und Jahr, derzeit also statistisch rund 8.000. Zum Vergleich listet der BUND auf, dass „jeweils ca. 5 - 10 Millionen Vögel im Straßenverkehr und an Hochspannungsmasten pro Jahr in Deutschland sterben“. Auch den mysteriösen Tod von 200 Fledermäusen in einem Brandenburger Windpark konnten Wissenschaftler klären: Die Tiere hatten sich eine Windrad-Gondel als Schlafplatz ausgesucht, wurden aber nicht von den Rotorblättern erschlagen, sondern sind verhungert. BWE-Präsident Ahmels: „Manchmal muss in einer Gemeinde der Vogelschutz herhalten, wenn Politik, Bau- und Immissionsschutzrecht nicht auf der Seite der Windkraftgegner stehen.“ Ahmels mahnt eine Versachlichung der Diskussion und mehr Langzeitstudien an.

    So stellten Wissenschaftler der TU Berlin in einer Langzeitstudie fest: Die meisten Brutvögel zeigten eine „geringe Empfindlichkeit gegenüber Windenergieanlagen“ auf. Dass Langzeitstudien unerlässlich sind, glaubt auch der emeritierte Biologie-Professor Hans-Heiner Bergmann. Vögel können sich laut Bergmann an die menschliche Zivilisation und ihre technischen Errungenschaften mit der Zeit gewöhnen. So lag etwa die Fluchtdistanz von arktischen Wildgänsen gegenüber Bundesstraßen vor zwanzig Jahren noch bei 500 bis 1.000 Metern, während die Wildgänse heute bis auf 30 Meter an die Straße heranrücken. Auch an Windräder hätten sich einige Schwärme bereits gewöhnt. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch Frank Bergen: In seiner Doktorarbeit analysierte der Biologe über drei Jahre lang das Verhalten von Vögeln in mehreren westfälischen Windparks. Demnach hätten Windräder auf Greifvögel wie Mäusebussard, Turmfalke und Rotmilan „keinen signifikanten Einfluss“.

    Wird ein Windpark gebaut, greifen Planer und Betreiber heute auf verschiedenste Methoden zurück, um dem Vogelschutz gerecht zu werden. So können Ornithologen mit Hilfe modernster Software Landschaften vogelgerecht bewerten und bei der Planung eines Windparks entsprechende Szenarien entwerfen. Deren Visualisierung gleicht dann Wärmebildern, auf denen man leicht mögliche Bestandsveränderungen einzelner Vogelarten nachvollziehen kann. Ahmels: „Die Ornithologie zeigt, dass sich Vogelschutz und Windenergie durchaus ergänzen können. Dazu sind jedoch einheitliche Analyse-Instrumente und mehr Langzeitstudien notwendig. Und wer die Windenergie mal aus der Vogelperspektive betrachtet, wird feststellen, dass eine emissionsfreie Stromerzeugung unserer Flora und Fauna äußerst gut tut.“
  • Windenergie-Forum