Pressemitteilung Bundesverband Windenergie
Berlin – Der Bundesrat hat gegen die Stimmen von Bayern, Baden-Württemberg und Saarland das vom Bundestag beschlossene Gesetz zur Beschleunigung der Infrastrukturplanung gebilligt. Damit ist in Deutschland der Weg frei für die ersten Offshore-Windparks. BWE-Geschäftsführer Ralf Bischof: "Der Bundesrat hat heute den Startschuss für die Offshore-Windenergie in Deutschland gegeben. Die deutsche Windkraftindustrie wird damit in Nord- und Ostsee ein Schaufenster für eine exportfähige Technologie bekommen. Die Netzbetreiber müssen die Möglichkeiten, die ihnen das Gesetz zum Netzausbau bietet, allerdings schnell in die Tat umsetzen."
Das Beschleunigungsgesetz sieht vor, dass die Netzanbindung der Offshore-Windparks bis Ende 2011 die Netzbetreiber verantworten. Die Bundesregierung erwartet, dass bis dahin Windenergieanlagen mit 1.500 Megawatt (MW) in Nord- und Ostsee umweltfreundlich Strom produzieren. Zusätzlich kann laut Gesetz in Küstennähe an Land der Ausbau des Hochspannungsnetzes mit Erdkabel erfolgen. Störende Freileitungen mit langen Genehmigungsverfahren werden so vermieden. Das weltweite Marktpotenzial für Offshore-Windenergie ist nach Angaben des Europäischen Windenergieverbands EWEA gigantisch: Bis 2010 könnten weltweit Offshore-Windkraftanlagen mit 10.000 MW im Wasser stehen. Das entspräche einem Investitionsvolumen von rund 25 Milliarden Euro.
Der Energiekonzern RWE, einige Wirtschaftsverbände und Bundesländer hatten zuletzt Stimmung gegen die Regierungspläne zur Offshore-Windenergie gemacht. Mehrere Bundesländer wollten im Bundesrat das zustimmungspflichtige Gesetz stoppen. RWE und andere befürchten, dass durch das vom Bundestag beschlossene Gesetz zur Beschleunigung der Infrastrukturplanung Milliarden-Subventionen in den Netzanschluss geplanter Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee fließen könnten, was den Stromverbraucher unzumutbar belasten würde. Der Bundesverband WindEnergie (BWE) hatte das für eine unverantwortliche Panikmache gehalten.
BWE-Geschäftsführer Ralf Bischof: „Der Energiekonzern RWE hat die Politik mit unseriösen Daten versorgt. Die Mehrkosten für den Verbraucher durch den Netzanschluss werden nach Berechnungen der Bundesregierung weniger als ein Hundertstel Cent pro Kilowattstunde betragen und sind somit kaum messbar. Wenn Deutschland technologisch weiter Spitzenreiter bleiben will, dann muss der Startschuss für die Stromerzeugung zur See jetzt kommen. Jede weitere Verzögerung bedeutet eine Preisgabe von Vorteilen im internationalen Wettbewerb.“
Die Kosten für den Netzanschluss für Offshore-Windparks sollen nach dem Beschleunigungsgesetz bis Ende 2011 die Netzbetreiber zahlen, die es wiederum über das Netzentgelt bundesweit auf den Verbraucher umlegen dürfen. Die Regierung geht davon aus, dass bis zur gesetzlichen Frist Ende 2011 Windparks mit etwa 1.500 Megawatt Leistung in Nord- und Ostsee ans Netz gehen. Das entspricht Investitionen in Höhe von etwa 3,5 Mrd. Euro. 25 Prozent davon sind Investitionen in den Netzanschluss, also etwa 900 Mio. Euro. Abgeschrieben auf 20 Jahre und umgelegt auf den Jahresstromverbrauch Deutschlands von über 500 Mrd. kWh ergeben sich Mehrkosten von 0,009 Cent pro Kilowattstunde (900 Mio. Euro : 20 Jahre : 500 Mrd. kWh = 0,009 ct/kWh). Die RWE hingegen missachten in ihrer Rechnung die Frist Ende 2011 und gehen von einem unrealistischen Zubau von über 20.000 Megawatt Offshore-Leistung aus.
Links: Kurzinfo Offshore-Windenergie